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04.09.2013 Strahlung auf neuem Höchstwert


März 2012: Unser Dorf soll Zukunft haben


So persiflierte ich das Motto unseres Dorfwettbewerbs seit einigen Jahren, genauer seit der Änderung der Ausrichtung des Wettbewerbs und der damit verbundenen Anpassung des Namens.

Unser Dorf soll Zukunft haben, ist aber bei genauerer Betrachtung gar nicht so sehr von der Hand zu weisen, wie es sicher auch vom Präger des Begriffs gemeint und beabsichtigt gewesen war.

Nach fünf Wochen Bereisung der schönsten Dörfer des Kreises Soest, dieses kann man sicher, in Anlehnung an den zuvor verwandten Begriff, unser Dorf soll schöner werden, sagen, war mir, wie auch anderen beteiligten Juroren, klar, dass entweder das neue Motto als selbsterfüllende Prophezeihung gedacht gewesen war, oder, wie immer wieder erlebt, die Begriffsänderung in den Köpfen der Bewohner einiger teilnehmender Dörfer, sowie bei uns selbst, noch nicht angekommen ist.

Unser Dorf soll schöner werden!

Jahrelang als verwendetes Motto des Wettbewerbs eine klare Richtschnur?

Doch was ist schön?

Liegt es nicht, wie sonst auch, im Auge des Betrachters?

Gerade in Zeiten des Wandels von Werten und Wertigkeiten, in Zeiten des Infragestellens von Tradition und nicht zuletzt Religion, war der Begriff schön in diesem Wettbewerb schon lange zu ersetzen.

Nun mit dem neuen Motto, unser Dorf hat Zukunft stellen sich seit einigen Jahren völlig andere Anforderungen an die Darstellung des Dorfes und die Blickweise der Jury.

Doch auch diese Begrifflichkeit, unser Dorf hat Zukunft ist irreführend, denn sie sollte in den Konjunktiv gesetzt werden, weil niemand weiß, was Zukunft hat, ja was Zukunft für Anforderungen an den Standort - Dorf - mitbringt und an die dort lebende Bevölkerung.

In gleicher Weise ist dieser Begriff auch für die Juroren sehr wenig konkret, so dass für die einzelnen Beurteilungskriterien eine Art Richtschnur erstellt wurde, die es nun vor dem Hintergrund des Begriffes Zukunft und der sich bereits im Hier und Jetzt zeigenden Gegenwartsparameter, die Zukunft gestalten, zu beurteilen gilt.

Denn wenn ich ein Ergebnis des Besuches von 50 Dörfern im Kreis Soest benennen sollte, außer dass es schön war und sich die Protagonisten alle Mühe gaben ihre Dörfer von der Seite zu zeigen, von der sie meinten, sie würde den bekannten Anforderungskriterien nahe kommen, so ist es, dass der von mir anfangs scherzhaft gemeinte Begriff:

Unser Dorf soll Zukunft haben,

sicher für jeden, der sich ernsthaft für die Zukunft des Lebensraumes Dorf stark macht, in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt werden muss.

Zukunft ist angesichts des demographischen Wandels ganz klar ein Problem der Bevölkerungszahlen, also aufgrund zurückgehender Geburten, eine Frage von Integration.

Nur durch Zuzug von Menschen, die ein Leben auf dem Lande, einem Leben in der Stadt vorziehen, wird auf Dauer Zukunft zu sichern sein.

In diesem Zusammenhang ist also in besonderer Weise der Mensch im Dorf gefragt, so er Zukunft will, wie gehe ich mit Menschen um, die in mein Dorf ziehen?

Diese Frage bezieht sich nicht auf die Menschen, die man bisher im Dorf zu erwarten hatte, sondern auf jene Menschengruppe, die sich aufgrund statistischer Parameter, bereits jetzt, besonders aber in Zukunft, erheblich von den Menschen unterscheidet, die derzeit in Dorf leben.

Diese Gedanken beziehen sich hier, bis jetzt, nur auf Menschen, die eine deutsche oder mitteleuropäische Sozialisation vorzuweisen haben.

Menschen, die nicht mehr einer großen Christlichen Gemeinschaft angehören, weil sie im anderen Teil Deutschlands geboren und aufgewachsen sind.

Menschen, die sich uniformtragende Traditionen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zu eigen machen wollen.

Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Präferenz eine nicht immer dorfkompatible Form von Lebengemeinschaft leben.

Redete ich bisher von Menschen mit mitteleuropäischer Sozialisation, dürfen wir natürlich auch nicht die Menschengruppen vergessen, die zur Zeit noch aktiv am Bevölkerungswachstum unseres Planeten beteiligt sind.

Menschen, die aus anderen Kulturkreisen, Erdteilen und/oder anderer religiöser Sozialisation stammen.

Ein Atheist, der in einem islamisch geprägten Kulturraum aufwuchs ist kaum mit einem Atheisten zu vergleichen, der in dörflicher Umgebung seinen nicht vorhandenen Glauben artikuliert.

Wie viele Hindus, Moslems, Buddhisten oder Manichäer sind in heimischen Schützenbruderschaften anzutreffen?

Wie viele Frauen waren Schützenköniginnen? Bei dieser Frage geht es um Schützenköniginnen eigenen Rechts.

Wie werden die Rechte und Interessen von Frauen berücksichtigt?

Ledige Frauen sind in solchen Vereinssystemen automatisch ausgegrenzt, zumindest dann, wenn sie ins Dorf ziehen und nicht aufgrund der Mitgliedschaft ihres Mannes toleriert werden können.

Aussagen wie: Unsere Frauen sind automatisch durch uns Mitglied, sind ja wohl seit der sozialliberalen Änderung der Familiengesetzgebung in den Siebziger Jahren obsolet.

Dorfgemeinschaften, die ihre Vereinssatzungen nicht an die Parametern des Grundgesetzes angleichen, sollten schon triftige Gründe aufweisen, um diesen Umstand zu rechtfertigen.

Zukunft wird auch im Dorf daran zu messen sein, wie man dort mit den durch Demografie bestimmten Anforderungen an Integration umgeht.

Wie sehen die Satzungen der Vereine aus und nimmt man sie wirklich ernst oder stehen sie nur auf dem Papier?

Was passiert, wenn tatsächlich einmal ein Türke den Vogel abschießt?

Wie sieht es im Alltag mit der Integration in unseren Dörfern aus?

Oder handelt es sich doch nur um hermetische Lebensräume, die schnell an ihre satzungsgemäßen Grenzen stoßen, wenn es dann dazu kommen sollte, dass Toleranz gefragt und gefordert ist?

Nicht die Anzahl der Vereinsmitglieder bzw. die Anzahl der Vereine ist in einem Dorf ausschlaggebend zukunftsweisend, sondern die Frage wie gehen wir mit den Menschen um, die aufgrund ihres anders Seins gar nicht Mitglieder von Vereinen werden können oder wollen?

Ein Dorfwettbewerb, der vorhandene hermetische Prinzipien gutiert, ist in keiner Weise dazu geeignet, zukunftsweisend Dörfern Unterstützung zu geben, sondern ermuntert sie, weiter einen Weg zu beschreiten, der in der Zukunft, die sich ja bekanntlich aus Gegenwart und Vergangenheit entwickelt, keinen attraktiven Ort zum Leben von Menschen, die in dieser Hermetik nicht willkommen sind, zu bieten hat.

Das Motto unser Dorf soll Zukunft haben sollten wir ernsthaft verfolgen, denn das was uns derzeit geboten wird hat nur wenig mit der Entwicklung von Zukunft zu tun, es ist augenscheinlich viel zu kurzfristig gedacht.

Wir brauchen Zukunft für Quarier Dorf, die sich nicht auf die nächsten fünf Jahre reduziert oder sich auf den nächsten Wettbewerb bezieht, sondern Zukunft, die angesichts oder trotz sich ändernder Lebensbedingungen, Dorf als einen Ort darstellen kann, der sich der Herausforderung Zukunft stellt, ohne sich durch hermetisch angelegte Instrumente der Ausgrenzung, beherrschen zu lassen.


© Udo Müller 2012









In Fukushima muss ein Radius von 80 Kilometern evakuiert werden und wird für Jahrhunderte unbewohnbar sein!

Doch wie sieht es in Deutschland aus?
Auf dieser Website haben wir fiktive Evakuierungsradien von ja 80km um aktive deutsche Kernkraftwerke (Daten erstellt von Maximilian Schönherr)
Deutsch: Die Illustration zeigt fiktive 80km-Radien um die zurzeit in Deutschland aktiven Kernkraftwerke herum. Im Falle des massiven Austritts radioaktiver Strahlung bei Unfällen oder im nicht geregelten Betrieb wird ein solcher Radius zur Evakuierung der Bevölkerung durchaus in Erwägung gezogen. Große Teile Nordwest- und fast das gesamte Süddeutschland wären dann nicht mehr bewohnbar.
English: This illustrations shows a map of Germany with large white spots. These spots symbolize an 80km radius around each of Germany's current nuclear power plants. This radius in case of a radiation problem is purely fictious but has been called realistic by the International Atomic Energy Agency (IAEA) in case of severe problems with reactors like in Fukushima in March 2011. According to this map large areas of north and south Germany would be inhabitable in case of massive failures of all currently active nuclear power plants.

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