Frage: Was motiviert Sie, sich politisch zu engagieren?
Wer in dieser Zeit lebt, sollte sich unter anderem fragen, wie unsere
Generation einmal in den Geschichtsbüchern stehen wird. Immerhin sind
wir wahrscheinlich die letzten Menschen, die noch eine Chance haben, durch
ihr Handeln ein Überleben der Menscheit zu sichern. Und eine solche Möglichkeit,
die Zukunft zu gestalten muss man wahrnehmen; und wie kann man dazu beitragen,
wenn nicht in der Politik?
Frage: Politiker haben in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf. Was halten Sie dagegen?
Ich kenne persönlich keinen Politiker der einen schlechten Ruf hat. Bezugnehmend
auf die Antwort zu eins kann ich dazu nur mitteilen, dass Poliiker zumindest zum
Teil die Notwendigkeit verantwortungsvollen Handelns erkannt haben. Dass da jeder
eine andere Meinung haben kann, liegt in der Komplexität der pluralen Gesellschaft
begründet.
Frage: Wie überzeugen Sie Nichtwähler?
Nichtwähler können sich hinterher nicht beschweren. Wer von seinem Wahlrecht nicht
Gebrauch macht, erklärt sich mit jeder Art von Politik einverstanden. Jeder Nichtwähler
muss sich aber auch hinterher den Vorwurf gefallen lassen, zum Beispiel an den momentan
angebotenen "sauberen Strom" geglaubt zu haben, ohne zu bedenken, dass unsere Warnschilder
an den Zwischenlagern mindestens sechunddreißigtausend Jahre halten müssen.
Frage: Welches Problem muss die Politik vordringlich anpacken?
Hier könnte man natürlich Arbeitsplätze schreiben und hätte sich wieder Wählerstimmen
gesichert. Doch wenn wir über Jahrhunderte hinweg, gezielt und ausschließlich daran gearbeitet
haben die Arbeit des Menschen überflüssig zu machen, muss man mehr anbieten können, als Willensbekundungen.
Wir sind ein innovatives Land mit beispielloser verkehrstechnischer Infrastruktur.
Diese Ressourcen müssen wir nutzen, um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen.
Zukunftsfähig ist alles, was uns wegbringt von der Abhängigkeit vom Öl, also regenerative
Energien und die damit verbundenen Technologien. Hier liegen die Arbeitsplätze der Zukunft,
in einer weltweiten Versorgung mit sauberen Technologien, die keine Halbwertzeiten von
Jahrtausenden aufweisen.
Frage: Was wollen Sie als Abgeordneter für die Menschen im Kreis Soest erreichen?
Speziell im Hinblick auf Punkt vier ist der Kreis Soest prädestiniert in zukunftsfähigen
Technologien eine wichtige Rolle zu spielen. Gerade hier haben sich Menschen
gefunden, die mittels regenerativer Energie einen wertvollen Beitrag für den Erhalt der
Umwelt leisten. Das ist unübersehbar. Doch für alle diese Menschen steht nun die finanzielle
Zukunft auf dem Prüfstand. Ein Wegfall des Ökosteueranteils zur Förderung dieser zukunftsweisenden
Energien, wie ihn mancher Mitbewerber fordert, würde einige Mitbürger, die bereits in die Zukunft
investiert haben und noch auf das Energieeinspeisegesetz angewiesen sind, in arge Existenznöte bringen.
Das muss durch die Wahl am 18.09. verhindert werden.
Frage: Wo sehen Sie grundsätzlich Möglichkeiten und Grenzen der Politik?
Die Grenzen der Politik sind in der Befähigung ihrer Repräsentanten zu sehen, die wirklichen
Belange und Gründe für ihre Entscheidungen transparent zu machen. Wenn jeder Mensch versteht,
dass die Ölreserven begrenzt sind, fragt er bei der Industrie nach, warum da Patente in
irgendwelchen Schubladen verschwinden. Möglichkeiten der Politik sind in der Kommunikation mit
den Bürgern zu finden, auf die Komplexität der Zusammenhänge hinzuweisen. Jede Medaille hat zwei
Seiten. Politisches Handel egal in welche Richtung bringt immer Menschen zum Vorschein, die
glauben benachteiligt zu werden.
Erst wenn jeder versteht, dass politisches Handeln nicht nur für die nächsten zehn Jahre Gültigkeit
haben kann, werden die Möglichkeiten der Politik richtig zum Tragen kommen.
Frage: Gibt es ein Leben neben/nach der Politik?
Eine einfache Frage; doch die ehrliche Antwort bingt einen mehr als geahnt zum Nachdenken.
In dieser Zeit kann man es sich gar nicht erlauben unpolitisch zu sein. Es steht zu viel auf
dem Spiel. Immerhin haben wir noch die Möglichkeit kommenden Generationen einen bewohnbaren
Planeten zu hinterlassen. Diesen Gedanken im Hintergrund bleibt man politisch bei allen was man denkt und tut.
Frage: Wie sieht Ihre ganz persönliche Familienpoitik aus? Stelle Sie sich kurz vor!
Udo Müller, Ense, geb. 1956 in Neheim-Hüsten jetzt Arnsberg, verheiratet, Krankenpfleger, Berufsbetreuer, seit 1995 in der Partei
weil man vorher in Ense nicht grün wählen konnte mussten wir einen Ortsverband gründen.
Frage: Sie haben drei persönliche Wünsche frei. Zwei dürfen Sie für sich behalten. Wie lautet der Dritte?
Ich würde mich freuen einige Stunden in einem Geschichtbuch des Jahres 2456 zu blättern und
wäre schon froh, zu wissen dass es zu der Zeit noch Geschichtsbücher gibt.
Große Freude würde ich empfinden, wenn da nicht zu lesen stünde, unsere Generation habe sich mit dem Standardsatz
herausgeredet: "Wir haben davon nichts gewusst." oder "ein Einzelner kann ja nichts tun!"