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Als es dann gelang, andere Sonnensysteme zu besuchen, in denen man auf intelligentes Leben stieß, machte man eine unglaubliche Entdeckung.
Aus Kommentare zur Entwicklung der pangalaktischen
Intelligenzen 751 nach der großen Entdeckung
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Der Mann kroch keine zwei Meter von mir entfernt vorbei, ohne mich zu bemerken.
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Es gibt es doch immer noch erschreckend viele Institute, die die Meinung vertreten, das Bedürfnis nach neuen politischen Gesellschaftsformen, wäre erst mit Beginn der interstellaren Raumfahrt zum Tragen gekommen.
Konflikte im pangalaktischen Gedankengut
Nestor von Levtan
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Es dauerte nicht lange und das weiße Energiefeld wurde durchsichtig. Ich stand nicht mehr in dem Gang, in. dem mein Test beendet wurde, sondern in. einem Raum, der nur in der Mitte, in der ich nun stand, beleuchtet war.
Nur eine Rückmeldung von Dr. Rottensteiner aus Wien zeugte davon, dass der Mann das Werk nicht nur gelesen hatte, sondern sich auch eine Meinung dazu gebildet hatte, die vom Autor geteilt werden konnte. Nach seiner Meinung war in der Science Fiction die Zeit der Space-Opera vorläufig beendet und bei dem Werk würde es sich um eine Space-Opera handeln; er hatte recht.
Da nun das Werk mit einer altertümlichen Schreibmaschine geschrieben worden war, begann der Autor vor einigen Wochen damit, diese Din-A-4 Zettel mittels eines Computers einzuscannen, was wegen der schlechten Schreibmaschine sicherlich nicht einfach ist. Der Autor entschied sich dagegen, dieses Buch abzutippen, weil er es dann - es sind immerhin fünfzehn jahre vergangen - komplett anders schreiben würde.
Es ging ihm, wie er sagte, um Authentizität.
Wir haben hier nun die ersten fünfzig Seiten, es wird aber fortgesetzt.
PROLOG
Die Halle war nur halb beleuchtet, als die neun Weisen eintraten.
Gemächlich, wie es nur Mächtige können, suchten sie ihre angestammtem Plätze auf nahmen Platz und. übten sich in Geduld.
Nach wenigen Minuten der Entspannung erhob sich einer der neun Weisen, ging zu einem Podium und begann zu sprechen.
„Wie uns allen bekannt sein sollte, wird unsere Organisation, wider Erwarten, nicht von einem mächtigen Gegner bedroht, der außerhalb steht, sondern - von innen. Es ist unserem Gegner, dessen Identität wir nur vermuten können, gelungen, einen Agenten in die Organisation einzuschleusen, der sein destruktives Schaffen, von innen heraus, unerkannterweise verüben soll. Im Rahmen unserer allgemeinen Erkenntnisse, haben sich neue Fakten von ungeahnten Ausmaßen ergeben. Wir haben eine organisationsinterne Bewegung erkannt, die sich bemüht, gegen uns zu handeln. Im Rahmen unserer Erkenntnisse, den feindlichen Agenten betreffend, müssen wir zu der Schlußfolgerung kommen, daß dieser Agent innerhalb der Reihen der Abtrünnigen zu suchen, zu finden und zu eliminieren ist."
Was zuerst den Eindruck einer Kunstpause vermittelt hatte, entpuppte sich als Ende der Rede. Würdevoll, was sollte man sonst von ihm erwarten, verließ der Weise das Podium, um sich wieder auf seinem angestammten Platz niederzulassen.
Es dauerte eine Weile und noch eine Weile, bis wieder eine Bewegung wahrzunehmen war.
Eine der neun Weisen erhob sich und näherte sich mit gemächlichen Schritten dem Podium, um rein körperlich betrachtet, die gleiche Position einzunehmen, wie der Vorredner. Sie begann ihre Rede, mit einer gekonnt in die Länge gezogenen Kunstpause.
Die neun Weisen verstanden es, wie keine andere Gruppe auch untereinander Eindruck zu schinden.
„Trotz unserer Bemühungen, in jahrelanger Kleinarbeit des infiltrierten Agenten habhaft zu werden, scheint er immer noch, völlig unangfochten, innerhalb unserer Organisation aggieren zu können, ohne den geringsten Verdacht zu haben, daß wir zumindest über seine Anwesenheit informiert sind.
Nach dieser imperativen Endung verließ sie das Podium, um für einen weiteren Weisen Platz zu machen und glitt zurück auf ihren angestammten.
Noch bevor sie sich gesetzt hatte, erhob sich eine andere Weise und eilte mit zielstrebigen Schritten zum Podium, um schon, bevor sie die Stelle der Vorredner erreicht hatte, voller Inbrunst das Wort zu ergreifen.
„Ich sehe in dem eingeschleusten Agenten die größte Gefahr, die jemals unserer Organisation gedroht hat und halte darum den Einsatz unseres besten Agenten für unbedingt erforderlich."
Mit diesen Worten kehrte sie auch schon wieder zu ihrem Platz zurück, um sich schwer in ihren Sitz fallen zu lassen.
Wieder kehrte Stille ein.
Einem unbeteiligten Beobachter hätte sich der Verdacht aufgedrängt, als hänge eine immaginäre Bedrohung über dem Ort, die, gleich einem Damoklesschwert, zu jeder Zeit manifest werden könnte. Man hätte nicht zu sagen vermocht, ob die neun Weisen diese Bedrohung wahrnahmen.
Es dauerte wieder eine Weile und noch eine Weile und ein vierter Weiser erhob sich, schritt mit einer unnachahmlichen Würde zum Podium und verharrte in tiefer Meditation.
Es schienen Ewigkeiten zu vergehen, bis er mit sonorer Stimme das Wort ergriff.
„Wir dürfen uns nicht in eine Position drängen lassen, in der uns die Initiative des Handelns aus der Hand genommen wird. Es ist seit undenklichen Zeiten erklärtes Ziel der Organisation gewesen, den ersten Schlag auszuteilen, nie die Offensive aus den Händen gleiten zu lassen und immer einen Schritt weiter zu sein, als der Gegner, soweit es einen Gegner gab. Wir müssen schnell und folgerichtig handeln. Die Existenz der Organisation steht zwar bei weitem nicht auf dem Spiel, aber man kann sich nie früh genug absichern. Unsere beste Versicherung ist ein sofortiger Einsatz unseres besten und willigsten Werkzeugs. Wir werden ihm eine Liste der bekannten Abtrünnigen, und derer die wir für abtrünnig halten, geben und ihn einen nach dem anderen ausschalten lassen. Es geht letztendlich gegen jeden einzelnen von uns. Wir sind die Organisation, wir und nichts sonst. Wir müssen die Abtrünnigen zerschmettern. Die Organisation ist der einzige
Weg, den Frieden in der Galaxis zu wahren. Nur unsere Waffen können einen beständigen Frieden garantieren. Wir müssen unseren Agenten sofort in den Einsatz schicken!
Kampf der Anarchie!"
Er verließ das Podium.
Vielleicht hatte er erwartet, mit seinen Worten zustimmenden Jubel auszulösen.
Wer vermochte zu sagen, was in den Gedanken eines so mächtigen Weisen vorging?
Und nun geschah tatsächlich etwas, was in langen Jahren nie vorgekommen war.
Am Ende einer Zeit der Stille standen völlig unerwartet und ohne Übereinkunft zwei Weise auf, um sich dem Podium zu nähern.
Sahen sie einander nicht?
Doch, sie mußten sich gesehen haben.
Aber niemand kehrte an seinen Platz zurück.
Unbeirrbar näherten sie sich von zwei verschiedenen Seiten dem Podium.
Was war geschehen?
Sie erreichten zur gleichen Zeit die Stelle, von der aus normalerweise gesprochen wurde und schwiegen beharrlich. Es war offensichlich, daß derjenige, der zuerst das Wort ergriffen hätte, damit auch einen erheblichen Teil seiner Würde einbüßen mußte.
So standen sie nebeneinander, eine Weile und noch eine Weile und eine weitere Weile.
Der unbeteiligte Beobachter wird sich fragen, wie es zu so einer immanenten Anhäufung von Würde kommen kann, wobei man sich gleichzeitig gedrängt fühlen mag, nach dem Sinn. zu suchen.
Es sei kurz angemerkt, daß es einer ungeheuer langen Zeit bedarf, solche Quantitäten von Würde zu sammeln.
Nachdem eine weitere Welle vergangen war und die fünfte Weile gerade begann, stand eine der sieben sitzenden Weisen, auf und ergriff von ihrem angestammten Platz aus, ohne zu zögern, das Wort. Sie hatte mit dieser nicht üblichen und erst selten praktizierten Methode die Situation gerettet.
„Wir müssen handeln, jetzt sofort! Wir müssen ihn aus seiner Zelle holen, testen und auf den Auftrag vorbereiten.
Es geht um die Organisation! Es geht um uns! Wir sind die Organisation!"
Man fragte sich unweigerlich, wie alt müssen Weise sein, um so weise zu sein?
Die Worte der Weisen waren wie eine Aufforderung an die anderen Weisen, ihre angestammte Starre aufzugeben, sich zu erheben und den Konferenzsaal der Instruktionen aufzusuchen.
Die sechs sitzenden Weisen. erhoben sich von ihren angestammten Plätzen und machten sich auf den Weg.
Reibungslos, als wäre dieses Schauspiel schon lange und oft geprobt worden, reihten sich die drei stehenden Weisen, die vom Podium und die, welche zuletzt gesprochen hatte, in die Prozession ein.
Die neun Weisen verließen die Halle in der gleichen Reihenfolge, in der sie sie betreten hatten.
Hinter ihnen schloß sich das bis zur Decke reichende Tor. Die Beleuchtung blendete sich allmählich so weit ab, daß ein eventueller Zaungast, nur noch mit Hilfe der Infrarottechnik zu sehen vermocht hätte.
Die neun Weisen aber gingen einen langen Weg, auf verschungenen Pfaden durch ihr Reich, die Basis der Organisation. Selbstverständlich gelang es ihnen auch auf diesem Weg, die Gesammelten ihrer Würde zu wahren, obwohl ihnen in diesem Teil der Basis niemand begegnen konnte, weil hier nur die neun Weisen Zutritt hatten.
Seit undenklichen Zeiten war dieser Teil der Basis nur von den jeweiligen neun Weisen besucht worden. Die Tatsache, daß in einem beträchtigen Teil der Basis nur diese neun Personen Zutritt hatten, erklärte auch die verschlungenen Pfade, auf denen sie die Basis durchschritten, denn niemand, außer ihnen, wußte von den neun Weisen, den. Herren der Organisation.
Die Organisation war hierarchisch aufgebaut, wobei nur die offiziellen. Herren der Basis wußten, daß sie noch die neun Weisen Über sich hatten, für alle anderen waren sie unsichtbare Drahtzieher, die niemand zu Gesicht bekam, die niemand kannte und. von denen niemand wußte.
Die neun Weisen betraten einen Raum, der Beobachtungszwecken innerhalb der Basis diente. Von hier aus, konnte jeder Vorgang in der Basis optisch und akustisch überwacht werden, jeder. Sie ließen sich Zeit, eine nicht unerhebliche Teststrecke für ihren Einsatzkandidaten vorzubereiten. Sie würden ihn dann in einem speziell vorbereiteten Raum, der nur diesem Zwecke diente, informieren, was er zu tun hatte.
Außerdem veranlassten sie, daß alle in Frage kommenden Raumschiffe in einen speziellen Hangar gebracht wurden, um den Kandidaten auswählen zu lassen.
Als die Raumschiffe entsprechend ausgerüstet waren, schickten sie den Kandidaten auf die Teststrecke, denn nur wer die Teststrecke überlebte, konnte einen Auftrag der Herren der Organisation entgegennehmen.
Achtzig Prozent der entdeckten Intelligenzwesen, sahen uns in einem Maße ähnlich, daß man nicht mehr von Zufall sprechen konnte. Die ganze Galaxis schien von Intelligenzen bevölkert zu sein, die alle miteinander verwandt, sein mußten.
Es gab wohl kaum einen namhaften Wissenschaftler oder Mystiker, der sich nicht zu einer diesbezüglichen Erklärung genötigt sah. In der folgenden Zeit gab es fast ebensoviele Erklärungen, wie namhafte Wissenschaftler.
Was aber bei allen Forschungen auffiel, war die unglaubliche Tatsache, daß nahezu auf der Hälfte der entdeckten Welten, die wissenschaftliche Entwicklung sowohl die gleichen Bahnen beschritten hatte, als auch fast gleichzeitig, mit der Erkundung des Weltraums begonnen worden war. Die andere Hälfte der Planeten, die von sogenannten Pangalaktikern bewohnt waren, befand sich in einem Entwicklungsstadium, das noch lange auf die Entwicklung der interstellaren Raumfahrt warten lassen würde.
Die von jüngeren Zivilisationen bewohnten Planeten wurden zu Sperrgebieten erklärt, die nur zu Beobachtungszwecken besucht werden durften. Selbstverständlich war es nicht möglich, galaxisweit die Besuche von interstellaren Pangalaktikern bei planetaren Pangalaktikern zu verhindern, aber immerhin stieß man doch auf ein großes Maß an Verständnis. Mit der interstellaren Raumfahrt kam dann auch das
Bedürfnis nach neuen politischen Systemen, wodurch bedingt ist, daß danach eine Zeit des Chaos und der Anarchie...
Ich hatte mir in diesem Busch ein gutes Versteck ausgesucht, das ich auch, ohne zu rascheln, verlassen konnte. Die Dunkelheit hatte in den letzten Minuten erheblich zugenommen.
Ich versuchte den anderen auszumachen, was mir aber nicht gelang.
Knirsch!
Das war direkt hinter mir!
Sollte er mich entdeckt haben?
Nein! Es konnte nur Zufall sein, daß er hier vorbeikam.
'Zufall?!' Die vertraute Stimme entstand direkt in meinem Bewußtsein und hatte den Sinn, mich von abstrusen Gedanken abzuhalten. Ich korrigierte meinen Gedankengang und postulierte, daß er mich entdeckt haben mußte.
Knack!
Das Geräusch kam von rechts hinten, der Fremde hatte sich also bewegt. Da er sich an mir vorbeibewegte, nahm ich an, daß er mich möglicherweise nicht entdeckt hatte, oder mich zumindest in Sicherheit wiegen wollte.
Es war inzwischen so dunkel geworden, daß ich mich geräuschlos aus dem Gebüsch rollte, ohne gesehen. werden zu können.
Der Brunnen ragte als noch dunkleres Chemen aus der Schwärze, so daß ich mich daran orientierend langsam auf ihn zuzubewegen begann.
Gebückt schlich ich durch die Dunkelheit, immer auf Geräusche der anderen achtend, die wahrscheinlich verharrten, um mich mit ihrem Gehör zu orten.
Als ich den Brunnen fast erreicht hatte, bekam ich einen mörderischen Schlag in den Rücken, der mich zu Boden schleuderte.
Ich blieb regungslos liegen und spürte hinter mir eine Bewegung.
Das Grölen der Kegler ging unter, wenn ich mich konzentrierte wurden unwichtige Geräusche ausgefiltert. Ich hielt die kleinste Kugel in der Hand, holte aus und machte zwei Schritte nach vorn. Ich spürte hinter mir eine Bewegung, die ich als schnell einstufte und hielt die Kugel fest.
Der Kegler, der die Kugel vor den Kegeln abfangen -wollte, rannte an mir vorbei, hinter der nicht vorhandenen Kugel her, die ich noch in der Hand hielt.
Im letzten Augenblick wirbelte ich herum, um die Stelle zu verlassen, an der ich eben noch gelegen hatte. Den Speer, der an der Stelle aus dem Boden ragte, die ich soeben verlassen hatte, konnte ich mehr ahnen als sehen.
Ich sprang auf die Beine und versetzte dem Speerträger einen Schlag. Durch meinen Fehler den Speerträger zu Übersehen, hatte ich mich in ernsthafte Gefahr gebracht.
Ein Sirren vom Brunnen!
Mit einem Satz brachte ich mich aus der Gefahrenlinie.
Mein eigentliches Ziel, der Brunnen, war zur Zeit nicht zu erreichen, ohne ein unkalkulierbares Risiko einzugehen. Wenn ich meine Jäger nicht sehen konnte, konnten mich auch meine Jäger nicht sehen, an dieses Gesetz würden sie sich halten. Ich verzichtete auf die Infraroteinrichtungen meiner Augen, weil man es in der Testzentrale bemerkt hätte. So lange ich nichts erkennen konnte, konnten meine Gegner auch nichts sehen.
Ich rührte mich nicht und lauschte. Normalerweise mußte ich davon ausgehen, daß auch meine Gegner jetzt lauschen würden, denn sie hatte den Vorteil, der längeren Zeit. Ich mußte versuchen durch den Brunnen zu gelangen, sonst gab es für mich keine Möglichkeit, den Garten zu verlassen. Aber diese Information fehlte meinen Gegnern. Sie wußten nur, daß sie mich innerhalb des Gartens töten sollten, ohne zu wissen, welche Möglichkeit des Verlassens mir blieb.
Mir gefielen die Spielregeln auch nicht, ich hatte sie nicht gemacht.
Ich schien keine andere Möglichkeit zu haben, als die Initiative zu ergreifen.
In einem weiten Bogen schlich ich durch den Garten, um zu versuchen, mich dem Brunnen von einer anderen Seite zu nähern. Ich durfte nicht das Risiko eingehen, daß meine Gegner auf den Brunnen aufmerksam wurden. Ich wollte mich bücken, um einen Stein aufzuheben, den ich in die richtige Richtung werfen wollte, um meine Gegner, die den Stein durchschauen würden. doch noch in die falsche Richtung zu schicken. Was ich aber ergriff, war alles andere als ein Stein. Ich griff zu, mit aller Kraft, die mein Körper hergab, warf mich mit meinem ganzen Gewicht
herum undbrach dem Mann mit einer Drehbewegung den Arm. Ein dumpfer Laut drang aus seiner Kehle. Ich trat zu. Jetzt brauchte ich keinen Stein mehr zu werfen, weil ich sicher sein konnte, daß mein verbliebener Gegner auf dem direkten. Weg zu mir war.
Was mich wunderte, als ich zum Brunnen rannte, war die Tatsache, daß der Knochen des Mannes zu leicht zu brechen gewesen war.
Kopfüber sprang ich in den Brunnen, der gar kein echter Brunnen war. Der Grund des Schachtes war mit dünnen, harten Matten ausgelegt, die kaum nachgaben, als ich mich abrollte.
Im Infrarotbereich meiner Augen konnte ich eine Tür erkennen.
Als ich sie öffnete, wurde ich von der strahlenden Helligkeit irritiert, die auf dem dahinterliegenden Gang herrschte.
Augenblicklich blendeten meine Augen. ab. Hatten wir schon Wachperiode?
Ich verschloß die Tür wieder hinter mir und ging nach rechts.
Es war niemand zu sehen, darum beschleunigte ich meine Schritte und bog in den nächsten Gang ein, der ein Nebenkorridor war. Nach einigen Metern gelangte ich in eine kleine Verteilerhalle, in deren Mitte ein Naturkübel stand in dem völlig andere Pflanzen. wuchsen, als in dem Garten, den ich soeben verlassen hatte. Ich umrundete den Kübel und setzte meinen Weg in der ursprünglichen Richtung fort.
Dieser Gang war -nicht so stark beleuchtet, wie die vorherigen.
In regelmäßigen Abständen zweigten Seitengänge ab, die teils dunkel, teils mäßig beleuchtet waren.
Als ich vor mir im Gang ein. Geräusch hörte, machte ich einen Satz zurück und setzte meinen Weg in einem Seitengang fort.
Irrte ich mich, oder wurde es wirklich dunkler? Spielten mir meine Sinne einen Streich?
In so einer Situation kann man nur immer seine schlimmsten Befürchtungen für völlig reale Bedrohungen halten, um zu bestehen. Also nahm ich an, daß man mich entdeckt hatte und begann zu rennen.
Der Gang beschrieb eine leichte Biegung nach rechts. Ich glitt aufgrund meiner hohen Laufgeschwindigkeit mit dem linken Arm an der Wand entlang.
Ssssst, krach!
Hinter mir war ein Schott zugeknallt. Jetzt wußte ich genau, daß man mich entdeckt hatte.
Sssssst , krach! Wieder hinter mir. Ich versuchte schneller zu laufen.Der Gang wurde wieder gerade. Scheiße! Direkt vor mir stand Wasser im Gang! Ich konnte nicht mehr anhalten, der Boden verschwand unter meinen Füßen. Ich versuchte einigermaßen elegant im Wasser anzukommen, was mir aber gründlich misslang.
Als ich ins Wasser getaucht war, gab es kein Zurück mehr. Vor Wasser hatte ich fast so viel Angst gehabt, wie vor dem Feuer. Man sollte sich in allen Lebenslagen eine gesunde Portion Angst bewahren. Wenn man dann aber einmal in eine Situation gerät, vor der man Angst hatte, gab es nur eins.
Die Angst beseitigen!
Es gab keine Alternative.
Ich versuchte erst rar nicht, aufzutauchen, sondern tauchte der Strömung des Soges folgend in die Tiefe, um Kraft und Sauerstoff zu sparen.
Die Strömung -wurde immer stärker. Ich versuchte ohne viel Anstrengung in der Mitte der pipelineartigen Röhre zu bleiben. Es würde sich in den nächsten Minuten sowieso keine Gelegenheit zum Atmen ergeben.
Ich sollte recht behalten. Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, bis ich fühlte, daß die Strömung Fallgeschwindigkeit annahm. Es ging nun senkrecht in die Tiefe.
Jähe Helligkeit blendete mich, als die Röhre zu Ende war und ich in einem Wasserstrahl, von der Decke einer hohen Halle aus, in den See des letzten Zuckens stürzte.
Auch in der Wassersäule hatte ich keine Gelegenheit, zu atmen. Ich hatte irgendwie das Gefühl, noch einige Zeit ohne die Möglichkeit des Luftholens auskommen zu müssen und aktivierte durch einen Gedankenimpuls den anaeroben Sauerstoffspeicher meines Körpers, der immer dann in Aktion zu treten hatte, wenn ich länger als drei Minuten die Luft anzuhalten hatte.
Ich tauchte mitsamt dem Wasserstrahl in den See, den ich nur von Erzählungen her kannte. Es war mir klar, daß die nächsten Minuten entscheidend sein würden.
Ein Schatten glitt unter mir durch.
Es war ein ungefähr vier Meter langer Hai.
Es ist nicht einfach, Entfernungen und Größen unter Wasser zu schätzen. Ich schwamm tiefer und versuchte mich dem Hai von hinten zu nähern. Er glitt langsam dahin. Als ich ihn, von hinten oben erreichte, befand ich mich außerhalb seines Gesichtsfeldes. Ich verzichtete bewußt auf mein Messer, um nicht zu viele Haie auf einmal anzulocken.
Er hatte verspielt, als ich ihn. mit beiden Armen umschlang und seine Kiemen zudrückte. Da nutzte ihm auch sein wahnsinniges Schwanzschlagen nichts mehr. Er tauchte immer tiefer und zog mich mit. Ich verstärkte meinen Druck, bis seine Bewegungen erlahmten. Als ich ihn nach seinem letzten Aufbäumen losließ, drehte er sich auf den Bauch und schwebte majestätisch langsam dem Grund des Sees entgegen.
Der nächste Hai ließ sich nicht so einfach überrumpeln. Er schoß mit eindeutiger Absicht auf mich zu. Er war größer als der Erste. Als er nah genug heranwar, schlug ich seinen Kopf zur Seite und umschlang seinen Körper. Als ich zudrückte, bemerkte ich, daß ein Knorpelskelett auch seine Vorteile hatte.
Ich mußte einen wesentlich höheren. Druck ausüben, als bei einem knöchernen Skelett nötig gewesen wäre. Es dauerte eine Weile bis die Knorpelwirbel nachgaben. Der Zweite drehte sich auf den Rücken.
Meine Hoffnung bestand darin, daß nicht mehrere Haie auf einmal angreifen würden. Ich durfte aus diesem Grund kein Blut vergießen. Es war schon schlimm genug, daß das Zappeln der Haie Artgenossen anlockte. Dem Nächsten brach ich ein paar Zähne ab und riß ihm das Maul so lange auseinander, bis die Kaumuskeln rissen.
Langsam, aber zielstrebig hatte ich mich einem Schott, auf dem Grund des Sees genähert, in dessen Mitte ein Handrad prangte. Als ich eine kleine Ruhepause hatte, drehte ich am Rad, daß Schott öffnete sich. Ich beeilte mich, durch die schmale Öffnung zu gleiten, um das Schott wieder hinter mir schließen zu können.
Eine Pumpe pumpte das Wasser ab und ich öffnete das innere Schleusentor, um tief durchzuatmen und im Rahmen einer Hyperventilation mein Sauerstoffreservoir wieder aufzufüllen. Hinter der Schleuse befand sich ein Raum, der mit allerlei technischem Gerät aus dem letzten Jahrhundert angefüllt war. Ich zwängte mich zwischen, den Rohren und Schläuchen hindurch, um in eine enge Röhre zu kriechen, durch die ich den Raum verlassen wollte.
Ich beobachtete, daß ich unwillkürlich, im Rahmen meiner Atmung,die ganze Vitalkapazität meiner Lunge ausnutzte, um das Sauerstoffdepot so schnell wie möglich wieder füllen zu können. Man konnte nie wissen, wann man wieder auf seinen Sauerstoffvorrat zurückgreifen mußte.
Am Ende der Röhre fand ich ein Handrad, durch das ein Schott von so geringem Durchmesser geöffnet werden konnte, daß ich mich fragte, ob ich mich erfolgreich hindurchzwängen konnte. Als ich an dem Handrad zu drehen versuchte, mußte ich. mit Erstaunen feststellen, daß es einem üblichen Kraftaufwand widerstand. Eigentlich hätte es mir nun schon klar sein müssen, daß es keinen Sinn hatte, in- einem solchen Fall die Muskelkraft zu potenzieren, aber in dieser Richtung verschwendete ich keinen Gedanken.
Ich versuchte, mit kontinuierlich ansteigender Kraft zu drehen. Das Rad gab nach, aber zu abrupt, ich hatte es abgedreht und legte es zur Seite.
Einige Klopfversuche zeigten mir, an welchen Stellen hinter der Röhrenwand keine massiven Widerstände zu erwarten waren. Ich potenzierte meine Kraft, spreizte Zeige-und Mittelfinger ab und stach zu. Meine Finger steckten im Metall der Röhre. Mit gekrümmten Fingern riß ich einen Streifen des Materials heraus und erweiterte die Öffnung, bis sie so groß war, daß ich mich hindurchquetschen konnte.
Ich befand mich in einer Halle von beachtlicher Größe, unter deren hoher Decke helle Beleuchtungsquadrate hingen.
Ich stellte mich seufzend in Positur. Mir gegenüber standen an die fünfzig Männer in Ritterrüstungen, bereit, mich am durchqueren der Halle zu hindern.
Der Erste kam auf mich züi und hob sein Schwert mit beiden Händen. Seine Augen schienen unter dem Visier zu funkeln, was ich mir auch vielleicht nur einbildete.
Ich wußte, daß man diesen Männern erzählt hatte, daß von ihrem Eingreifen der Bestand ihrer christlichen Kultur abhängen würde. Sie hatten den festen. Vorsatz, mich nicht lebend aus der Halle zu lassen, um ihre Zivilisation vor dem Teufel zu bewahren, Ich kannte und haßte solche Situationen, seit dem ich denken konnte. Das hätten sich die Herren der Organisation wirklich sparen können. Es widerstrebte mir, unschuldige Leute zu verletzen, oder gar töten zu müssen, deren Verstand nur in Kreuzzugmaßstäben zu funktionieren vermochte. Es wurde Zeit, mit so wenig Blutvergießen wie möglich, die Halle zu durchqueren. Mein Problem bestand darin, daß ich nicht vorauszusagen vermochte, in welchem Grad die antquierten Herren raumangepaßt worden waren.
Ich wich seinem ersten, Schwerthieb aus, stellte fest, daß seine Bewegungen von der schweren Rüstung kaum behindert wurden und kam zu der Schlußfolgerung, daß man diese feudalen Rittersleut raumangepaßt hatte, um mir keine zu große Chance zu lassen.
Hakenschlagend und Ritter zur Seite stoßend bahnte ich mir einen Weg durch die Halle, immer bedacht, den ritterlichen Mordinstrumenten auszuweichen. Ich ging sehr vorsichtig vor, weil ich in früheren Zeiten schon die Erfahrung gemacht hatte, daß man Ritter nicht immer mit harmlosen Stahlschwertern ausgerüstet hatte, sondern ihnen auch Vibratoren auf Kompristal gab, die einem Raumangepaßten ohne Schwierigkeiten ganze Körperteile abtrennen konnten.
Ich wich Hieben und gerittenen Attacken aus und befand mich innerhalb kürzester Zeit mitten im Tumult.
Die Ritter taten ihr Bestes, behinderten sich aber gegenseitig, weil jeder glaubte, ihm müsse die Ehre zuteil werden, den Teufel zu erschlagen.
Als es mir nach langen Minuten endlich gelang, die Halle zu verlassen, atmete ich auf weil ich sicher war, keinen der Kreuzfahrer ernsthaft verletzt zu haben. Ich selbst war wohl mit einigen blauen Flecken davongekommen.
Durch ein. riesenhaftes Portal kam ich in die nächste Halle, auf deren Boden eine verwilderte Parklandschaft angelegt worden war.
Mit einem Satz sprang ich hinter den nächsten Busch und sah an der Stelle, an der ich kurz vorher noch gestanden hatte, eine Sandfahne aufsteigen. Sekundenbruchteile später kam der detonative Knall bei mir an.
Man hatte also Scharfschützen auf mich angesetzt.
Scharfschützen, die ohne Schwierigkeiten auf unbewaffnete schossen. So etwas hatte mir noch nie gefallen.
Wer konnte es schon gutheißen, unbewaffnete wie Hasen abschießen zu lassen? Wut kam in mir auf, eine Wut, vor der ich schon immer Angst gehabt hatte. Es war die Angst, vor der Unberechenbarkeit meine Selbst. Ein weiterer Schuß bellte auf, wobei aber kein Einschlag in. meiner unmittelbaren Nähe festzustellen war. Als ich mich um
sah, lag ein gottesfürchtiger Kreuzfahrer erschossen am Boden, der mir in die Halle der Flintenträger gefolgt war.
Die Wut entglitt meiner Kontrolle. Es erforderte eine unsagbare Konzentration, bei diesem Spiel zu bestehen. Die Eingeborenen spielten es schon als Kinder.
Ich konnte mit ihren Erfahrungen nicht mithalten. Mit äußerster Konzentration, verdrängte ich alle Konsequenzen, die meinem Versagen. folgen würden. Ich hatte keine Zeit für solche Überlegungen, nicht jetzt.
Eine schnelle Bewegung, auf der anderen Seite des Platzes, das Chemen der Kugel und mein subcortikales Handeln.
Ich hielt die Kugel in der Hand, wir hatte. gesiegt, wir...
Erst, als ich die Halle der Scharfschützen verließ, gewann ich die Kontrolle über mich zurück. Die toten Flintenträger konnte ich nicht bedauern. Allerdings ist es nicht einfach, die Kontrolle über sich zu verlieren, und hinterher zu handeln, als wäre nichts geschehen; besonders, wenn man die Kontrolle in einem Maße verlor, wie ich und sich hinterher an nichts erinnern konnte.
Es war mir völlig klar, daß ich die Scharfschützen getötet haben mußte, um die Halle zu verlassen und diesen Gang zu erreichen, aber es war äußerst beunruhigend, daß es unter Umgehung meines Wachbewußtseins geschehen war. Ich hatte Angst, einmal aus einer solchen Bewußtseinstrübung nicht mehr zu erwachen und so ein schnelles unbewußtes Ende zu finden. Oder war es möglich, daß man in einem solchen Fall, bewußtseinsmäßig in irgend einer imaginären Welt blieb, die zum Ausbildungsprogramm gehört hatte?
Es hatte keinen Sinn, sich jetzt, angesichts unmittelbarer Gefahren, Gedanken darüber zu machen. Außerdem bestand dann die Gefahr, daß man bewußtseinsmäßig wieder in die Imagination versank und im Nachhinein zu rekonstruieren hatte, was man in der Zwischenzeit so alles getan hatte, nein danke.
In der nächsten Halle konnte ich nichts als glatte Wände erkennen. Der Boden war glasglatt und spiegelblank.
Ich ging mit einem unguten Gefühl weiter, nicht daß ich Angst vor großen Plätzen hatte, aber Deckungsmöglichkeiten sollte es schon geben. Selbstverständlich war ich auch kein Claustrophilist.
Ich beobachtete aufmerksam die Wände. Der einzige Ausgang lag, auf der gegenüberliegenden Seite der Halle,was mir einen langen Weg einhandelte.
Die Decke der Halle war ausgesprochen hoch, kuppelartig und so glatt wie der Boden.
Ich verstärkte meine Sinneseindrücke und stellte während der Umstellung fest, daß sich meine Hyperventilationsatmung gelegt hatte, was mir bislang noch -nich t aufgefallen war, man konnte auch nicht auf alles achten.
'Muß man aber!' das war mein Gedankenkorrektor und er hatte recht.
Ich versuchte meine Aufmerksamkeit noch weiter zu steigern. Den Gedanken, die Halle im Laufschritt zu durchqueren, verwarf ich sofort wieder. Es hatte keinen Sinn. Wenn man mich an einer bestimmten Stelle der Halle angreifen wollte, würde man es tun, ob ich nun ging oder lief.
Die Mitte der Halle war erreicht, wenn ein Angriff erfolgte, dann jetzt.
Richtig! von der Decke aus stürzten sich zwei Flugscheiben auf mich.
Keine -Deckung!
Keine Panik!
Ich wartete und sprang im letzten Moment zur Seite.
Sie umkreisten mich geräuschlos. Ich bewegte mich vorsichtig zum Ausgang der Halle, jederzeit bereit, auszuweichen.
Was für eine Veränderung ging da an den Flugscheiben vor sich?
Und dann wußte ich es. Mit einer ungeheuren Präzision gaben die Scheiben Strahlschüsse von schwacher, aber schmerzhafter Intensität auf mich ab.
Ohne daß ich einen entsprechenden Gedankenbefehl gedacht hatte, wurden Analgetika in mein Blut gepumpt, um die Schmerzschwelle zu erhöhen, um nicht abgelenkt zu werden.
Ich sprang zur Seite. Es erwies sich als fast unmöglich, auf beide Gegner zu achten. Ich sprang wieder. Man hatte mich knapp verfehlt. Noch ein Sprung. Die -Angriffe erfolgten in immer kürzeren Zeitabständen.
Meine Ausweichmanöver stammten aus einem präcognitiven Instinkt, der in mir wachgerufen wurde.
Ich bewegte mich zwar immer noch zielstrebig auf den Ausgang zu, mußte dabei aber Umwege in. Kauf nehmen. Die Flugscheiben, folgten mir und umkreisten mich.
Verdammt! Ein Treffer! Diesmal schmerzhafter als beim ersten Mal. Wahrscheinlich, würden sie die Kapazität langsam bis zur tötlichen Dosis steigern.
Ich konnte nur hoffen, daß die Berechnungskapazität ihrer Computer nicht ausreichte, um ein System in, meinen Ausweichmanövern zu finden. Ich hatte zwar kein bewußtes Ausweichsystem und überließ die Richtungsentscheidungen meinem Unterbewußtsein, aber auch mein Unterbewußtsein konnte nach einem willkürlichen. System arbeiten.
Es kam auch keine der Flugscheiben nah genug an mich heran, um einen Gegenangriff meinerseits zu ermöglichen. War das die Rache für die Scharfschützen, daß man mir nun keine Chance gab?
Ich sollte mich nicht irren, man verringerte meine Chancen sogar noch dadurch, daß man zwei weitere Flugscheiben in die Halle schickte, die den einzigen Ausgang bewachten.
Ein Zurück gab es nicht, ich konnte eine Halle nie durch den Eingang verlassen. Ein solches Verhalten hätte zu meiner sofortigen Desintegration, geführt.
Den Ein-Gang konnte ich auf keinen Fall als Aus-Gang benutzen.
Der Ausgang wurde von zwei Flugscheiben bewacht. Die Decke war zu hoch.
Ich bewegte mich mittlerweile hakenschlagend und richtungswechselnd an der Wand entlang und versuchte einen Abstand von fünf bis zehn Metern einzuhalten.
Ich konnte nur hoffen, daß meine Geschwindigkeit ausreichen würde und potenzierte meine Körperkraft und Widerstandsfähigkeit bis zum Äußersten.
Je länger ich in der Halle blieb, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit eines tötlichen Treffers.
Ich setzte alles, was meinem Körper an Kraft zur Verfügung stand, in den Sprung.
Wie das von einer Kanone abgefeuerte Geschoß, durchschlug ich die dünne Kunststoffwand und blieb benommen in dem dahinterliegenden Geräteraum liegen.
Ich war den mörderischen Flugscheiben entkommen.
Der Geräteraum war bis zur Decke angefüllt mit Gegenständen, die wie Theaterkulissen aussahen. Wo war der Ausgang?
Schritte Hinter der Wand mußte sich ein Gang, befinden.
Da ich ohnehin dieser Übung überdrüssig war, entschloß ich mich zur Flucht nach vorn.
Ich nahm Anlauf und durchschlug die Wand. Tatsächlich ein Gang. Die Schritte waren verstummt, niemand zu sehen.
Ich -wandte mich nach links und setzte meinen Weg, fort, die Lust, um mein armseliges Leben zu kämpfen war mir ohnehin vergangen. Aber es war mir unmöglich, mich von einer der zahlreichen Gefahren töten zu lassen, um nicht wieder in die Zelle zu müssen, wenn ich einen Auftrag erfolgreich beendet hatte, beim Misserfolg gab es sowieso kein zurück. Mein Selbsterhaltungstrieb war ungeheuer sterk ausgeprägt.
Die Schritte waren wieder zu hören, diesmal direkt hinter mir.
Doch als ich mich umdrehte verstummten sie und niemand war zu sehen.
Wollte man mich psychisch fertig machen?
Ich ging weiter und hörte die Schritte wieder hinter mir.
Als ich sah, daß der Gang in der Ferne einen Neunziggradknick machte, wußte ich, wie ich mich vergewissern konnte, ob mir ein akustischer Streich gespielt wurde oder nicht und begann zu rennen. Mit Befriedigung mußte ich feststellen, daß die mir folgenden Schritte, nun ebenfalls zu rennen begonnen hatten.
Am Neunziggradknick verringerte ich meine Geschwindigkeit nur unerheblich, sprang die Wand an, stieß mich mit den Beinen ab und flog zurück, in die Richtung, aus der ich gekommen war.
Was ich vor mir sah, war nichts als leerer Gang, bis zum Aufprall.
Ich war nicht weiter als drei Meter zurückgeflogen, als ich auf ein unsichtbares Hindernis stieß. Ich griff sofort zu, noch während der Unsichtbare und ich zu Boden stürzten und hielt ihn fest. Als wir auf den. Bodenbelag des Gangs prallten, hörte ich deutlich, daß die Luft, infolge meines hohen Gewichts, pfeifend aus seinen Lungen wich. Er rührte sich nicht mehr.
Ich tastete ihn ab und fand an seinem Gürtel einen kleinen quaderförmigen Kasten. Das mußte es sein. Es sah schon merkwürdig aus, meine Hände verschwanden, wenn ich ihn berührte. Ich näherte mich ihm mit dem Gesicht, und war nicht überrascht, daß er für mich sichtbar wurde, wenn meine Augen sich ihm bis auf zwanzig Zentimeter genähert hatten. Ich bewegte meinen Kopf zurück und der Unsichtbare war wieder verschwunden.
Mittlerweile hatte ich den kleinen Kasten von seinem Gürtel entfernt und einen Knopf gefunden. Das Unsichtbarkeitsgerät war desaktiviert. Ich ließ den Fremden bewußtlos zurück und setzte meinen Weg fort.
Ich kam nicht weit, vor mir entstand eine Energiebarriere, die mich zum halten zwang. Ich brauchte mich nicht umzusehen, um zu wissen, daß man mich in ein Energiefeld gehüllt hatte, aus dem es kein Entkommen gab.
Ich hatte meine Prüfung bestanden.
Ein leeres Gefühl machte sich in mir breit, so wie es immer war, wenn ich unmittelbar vor einem neuen Auftrag stand.
Was würde es nun sein? Sollte ich wieder Planeten besuchen, deren Bewohner noch in Höhlen hausten, oder sollte ich fremden Raumschiffen nachjagen?
Tatsächlich ist es aber so, daß in jeder natürlich aufwachsenden Intelligenz, der genügend pluralistische
Informationen zur Verfügung stehen, das Bedürfnis nach uneingeschränkter Freiheit nicht zu unterschätzen ist.
Mit der interstellaren Raumfahrt gab es erstmals die Gelegenheit, diese neuen Staatsformen, die keine Staatsformen waren, auszuprobieren.
Ich konnte, wie immer nichts erkennen, auch das Infrarotlicht wurde von den Scheinwerfern überstrahlt, die auf mich gerichtet waren. Ich konnte nur vermuten, daß um mich herum, außerhalb meines Wahrnehmungsbereichs, ein runder Tisch stand, an dem die Herren der Organisation Platz genommen hatten, um mich zu instruieren.
Ich bewegte mich nicht und unterbrach die Verbindung zwischen dem Emotionalteil meines Gehirns und der Gesichtsmuskulatur. Egal was man, sagte, man würde keine Gelegenheit haben zu erfahren, daß ich mir Gefühle erlaubte.
Man richtete das Wort an. mich, die Stimme schien aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen.
„Du hast den Test bestanden!"
Das war Überflüssig, denn man hatte den Test immer bestanden, wenn man überlebte.
Ich hatte es schon lange aufgegeben, zu erfahren, wer die Herren der Organisation waren, ob sie sich nun tatsächlich mit mir in einem Raum aufhielten oder nicht. Wenn man sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, konnte man Schatten erahnen, oder sich zumindest einbilden, Schatten zu erahnen. Ich glaube, ich wollte gar nicht mehr wissen, wer sie waren, diese uneingeschränkten. Herrscher Über Leben und Tod so vieler Wesen. Ich nahm zumindest an, daß ich meine Aufträge von den Herren der Organisation erhielt, konnte aber nicht sicher sein. Die Stimme konnte man nicht als weiblich oder männlich einstufen, sie war beides und auch beides nicht.
Ich war mir darüber im Klaren, daß es sich höchstwahrscheinlich um eine Automatenstimme handeln mußte.